Schulungsmodul Clostridioides (früher: Clostridium) difficile
Der Erreger Clostridioides (früher: Clostridium) difficile
C. difficile ist ein stäbchenförmiges Bakterium und zählt zur Gattung der Clostridien. Das Bakterium kann überall in der Umwelt (z. B. Boden, Oberflächenwasser) sowie im Darmtrakt von Tier und Mensch nachgewiesen werden. Clostridien sind anaerob, das heißt: Sie können nur dort wachsen, wo kein Sauerstoff vorhanden ist, so wie evtl. im Darm. Allerdings sind Clostridien in der Lage, auch in sauerstoffreicher Umgebung zu überleben, indem sie sogenannte Sporen bilden. Sporen sind widerstandsfähige Dauerformen der Bakterien. Gelangen die Sporen in den Körper, können sie dort wieder zu "aktiven" Bakterien werden und sich ausbreiten.
Entscheidend für die Erkrankung ist auch bei dieser Spezies die Wirkung von bis zu zwei Exotoxinen, Enterotoxin A und Cytotoxin B. Pathogene Stämme produzieren zumeist beide Toxine, einige Stämme aber auch nur Cytotoxin B. Ein weiteres, sogenanntes binäres Toxin (CDT), welches in einigen Stämmen vorkommt, kann allein keine Erkrankungen hervorrufen. Es kann aber zu schweren Krankheitsverläufen beitragen, wenn es zusätzlich zu den klassischen Toxinen vorkommt.
Dies sind vor allem:
- Enterotoxin A: Das Toxin stört u. a. den Elektrolythaushalt im Darm und ist z. B. für den Flüssigkeitsverlust in Form von wässrigen Durchfällen verantwortlich.
- Cytotoxin B: Dieses Gift schädigt die Schleimhautzellen im Darm, was sich z. B. durch Entzündungen und Blut im Stuhl bemerkbar machen kann.
Besonderheiten von C. difficile sind:
- Inkubationszeit:
Die Angabe einer Inkubationszeit ist aufgrund der Möglichkeit einer vorausgehenden Kolonisation schwierig zu bestimmen. Der zeitliche Abstand zu einer vorangehenden Antibiotikatherapie und dem Auftreten der Symptome beträgt meist nur wenige Tage, kann aber mehrere Wochen und in seltenen Fällen auch Monate betragen. - Dauer der Ansteckungsfähigkeit:
Die Verbreitung von umweltresistenten Formen des Erregers ist während der akuten Erkrankung besonders ausgeprägt. Während der akuten Krankheitsphase ist die Gefahr einer Ansteckung besonders hoch. Aber auch, wenn die Symptome bereits verschwunden sind, kann das Bakterium noch für einige Zeit im Stuhl zu finden sein und andere Menschen infizieren. Allerdings scheiden auch asymptomatische Träger Sporen (in geringerer Menge) aus. Selbst nach angemessener Therapie und Sistieren (zum Stillstand kommen) der Symptomatik bleibt bei bis zu 30 % der Patienten der Toxinnachweis positiv. Ein Rückschluss auf die Ansteckungsfähigkeit ist hieraus jedoch nicht möglich. Unter pragmatischen Gesichtspunkten sollten Isolierungsmaßnahmen noch für einen Zeitraum von 48 Stunden nach Beendigung der Durchfälle aufrechterhalten werden. - Sehr hohe Umweltpersistenz (= Überlebensfähigkeit in der Umwelt):
C. difficile ist ein widerstandsfähiges Bakterium. Es ist in der Lage, in Form von Sporen für lange Zeit in der Umwelt zu überdauern – etwa auf Türklinken oder Telefonhörern. Die Sporen von C. difficile sind tolerant gegen Wärme, Austrocknung und verschiedene Chemikalien, so zum Beispiel gegen viele Desinfektionsmittel.
Häufig betroffen sind:
- ältere Menschen (> 65 Jahre).
- Patienten, die bereits eine CDI in der Vergangenheit durchgemacht haben.
- Personen, die in den letzten Monaten eine antibiotische Therapie erhalten haben.
- Personen, die sich in stationärer Behandlung befinden oder die in einem Krankenhaus oder einer Rehabilitationseinrichtung behandelt wurden.
- Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.
- Personen mit schwerer chronischer Erkrankung, wie z. B. Diabetes mellitus oder multimorbide Personen.
- Personen mit gastrointestinaler Grunderkrankung.
- Personen mit chronischer Nierenerkrankung.
Übertragung:
Das Bakterium kann auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Körper gelangen:
- Übertragung von Mensch zu Mensch: Sporen von C. difficile werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Somit kann das Bakterium durch eine Schmierinfektion weitergegeben werden, etwa beim Händeschütteln, wenn die Hände nach dem Toilettengang nicht ausreichend gereinigt wurden. Ist das Bakterium auf die Hand einer Person gelangt, kann es leicht in den Körper geraten – etwa, wenn die Person anschließend etwas isst oder sich an den Mund fasst.
- Übertragung über kontaminierte Gegenstände: Die Sporen können an Gegenständen haften und somit an einen anderen Menschen geraten, so zum Beispiel über eine Türklinke, den Telefonhörer oder über den Toilettensitz.
Symptome und Erkrankungen
Gesunde Menschen, die sich mit C. difficile anstecken, haben in der Regel keine Beschwerden. Normalerweise sind die in der natürlichen Darmflora vorkommenden Mikroorganismen in der Lage, fremde Erreger in Schach zu halten. Zum Problem wird eine CDI meist erst, wenn die Darmflora gestört ist, z. B. nach langer Antibiotikaeinnahme. Antibiotika reduzieren vorübergehend die Zahl der schützenden Mikroorganismen im Darm, sodass sich andere Erreger, beispielsweise C. difficile, ausbreiten können.
Nicht jeder Mensch, der C. difficile in sich trägt, wird davon krank: Bei bis zu 5 von 100 Menschen gehört das Bakterium zur normalen Darmflora. Sie tragen das Bakterium in sich, ohne dass sie davon krank werden.
Die Symptome reichen von leichten Durchfällen bis hin zu schweren Darmentzündungen (pseudomembranöse Kolitis) und damit einhergehenden Komplikationen.
In der Regel setzt die Symptomatik plötzlich mit wässrigem Durchfall mit charakteristisch fauligem Geruch ein. Blut im Stuhl wird meist nur bei sehr schweren Verläufen nachgewiesen.
Folgende Symptome können auftreten:
- Plötzlicher Beginn mit wässrigen Durchfällen, die einen typischen fauligen Geruch haben.
- Übelkeit und heftige Bauchschmerzen.
- Fieber.
Erkrankungen:
Clostridium (Clostridioides) difficile ist hoch ansteckend und kann
- eine Darmentzündung mit Durchfällen [Clostridium (Clostridioides) difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD)] oder
- eine schwere Infektion (Entzündung) des Dickdarms [pseudomembranöse Enterokolitis (PMK)],
verursachen.
Mögliche Komplikationen sind ein Darmverschluss, eine akute Erweiterung des Dickdarms (toxisches Megakolon), ein Loch oder Riss der Darmwand oder eine Blutvergiftung (Sepsis).
Diagnostik und Therapie
Diagnostik:
Folgende Kriterien sollten zu einer mikrobiologischen Diagnostik Anlass geben:
1. | Patienten, die klinische Symptome einer CDI haben und
|
2. | Jeder mehr als 3 Tage andauernder Durchfall ohne andere bekannte Erreger (mit oder ohne vorherige Antibiotikatherapie; auch außerhalb des Krankenhauses erworben). |
Erregernachweis:
- Im Stuhl
Hinweis:
Gezielt untersucht werden nur Patienten mit Symptomen. Bei negativem Ergebnis und weiterbestehendem klinischen Verdacht sollten weitere Stuhlproben zur Untersuchung eingesendet werden. Mikrobiologische Kontrolluntersuchungen nach klinischer Heilung sind nicht angezeigt.
Weitere diagnostische Methode:
- Bei schwer kranken Patienten mit unklarer Diagnose und negativem C.-difficile-spezifischen Labornachweis oder
- in klinischen Situationen, die eine schnelle Diagnose erfordern und die Resultate der Labordiagnostik nicht ausreichend schnell verfügbar sind oder
- bei atypischen Verläufen mit Darmverschluss
ist die Darmspiegelung die schnellste Möglichkeit, eine pseudomembranöse Kolitis (= Entzündung des Dickdarmes) zu diagnostizieren.
Symptomatische Therapie:
Nicht immer bedarf eine CDI einer medikamentösen Therapie. Wenn beispielsweise Antibiotika die Infektion begünstigt haben, klingen die Symptome manchmal von selbst ab, nachdem die Antibiotika abgesetzt werden.
Folgendes sollte beachtet werden:
- Bei starkem Durchfall ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Salzverlustes besonders wichtig. Die Behandlung erfolgt durch Flüssigkeitsersatz.
- Achten Sie auf leicht verdauliche Nahrung mit ausreichender Salzzufuhr.
- Vor allem ältere und geschwächte Menschen sollten ärztlich untersucht und behandelt werden. Die Ärztin oder der Arzt wird alle notwendigen Schritte einleiten, wenn sich in einer Stuhlprobe C. difficile und seine Gifte nachweisen lassen.
Medikamentöse Therapie:
Behandlung mit gegen C. difficile wirksamen Antibiotika, wie z. B. Metronidazol oder Vancomycin. Eine antibiotische Behandlung von CDI sollte erfolgen bei
- schweren oder fortbestehenden Symptomen oder
- Situationen, in denen die aktuelle Antibiotikabehandlung fortgesetzt wird oder
- bei älteren und/oder Personen mit Grundleiden.
Chirurgische Eingriffe:
Wenn die Erkrankung einen schweren Krankheitsverlauf hat, sind chirurgische Eingriffe nötig. Insbesondere die pseudomembranöse Kolitis kann mit Komplikationen wie etwa einem Darmdurchbruch verbunden sein.
Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
(Einmal-)Schutzhandschuhe:
- Bei Kontakt mit infektiös erkrankten Bewohnern/Patienten.
- Bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material.
- Bei Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen und Flächen.
- Auch wenn kein Patientenkontakt stattfindet, z. B.
- beim Bettenmachen,
- bei der Zimmerreinigung.
- Die Handschuhe werden abgelegt:
- vor anderen Tätigkeiten am Bewohner/Patienten oder im Zimmer (Dokumentation in der Krankenakte, Aufräumarbeiten etc.),
- vor Verlassen des Zimmers, in einem geschlossenen Behältnis entsorgen.
Schutzkittel, langärmelig/Einmalschürze:
- Bei jeder pflegerischen, diagnostischen und therapeutischen Tätigkeit mit direktem Patientenkontakt und der Gefahr der Kontamination, z. B. bei der grundpflegerischen Versorgung.
- Auch wenn kein Patientenkontakt stattfindet, z. B.
- beim Bettenmachen,
- bei der Zimmerreinigung.
- Bei Kontakt mit potenziell erregerhaltigem Material, z. B. Stuhl.
- Bei möglicher Durchfeuchtung und Wechsel von Inkontinenzmaterial zusätzlich flüssigkeitsdichte Schutzschürze anlegen.
- Personenbezogen verwenden.
- Vor Verlassen des Zimmers ablegen und entsorgen.
- Bei Mehrfachnutzung muss der Schutzkittel im Zimmer/Haushalt verbleiben, Innenseite vor Kontamination schützen (stationäre/ambulante Pflege)
- Wechsel täglich, bei Verschmutzung sofort.
Atemschutz/Mund-Nasen-Schutz und Kopfhaube:
Zur Wertigkeit des Tragens von Atemschutz/Mund-Nasen-Schutz und von Kopfhauben liegen bisher keine Studien vor. Ein Mund-Nasen-Schutz ist generell bei endotrachealem Absaugen zu tragen. Bei der Versorgung im Rahmen eines akuten Durchfalls sowie beim Bettwäschewechsel ist ein Mund-Nasen-Schutz zu empfehlen.
Für den Rettungsdienst gilt:
- Schutzkittel genügen, Infektionsanzüge/Overalls sind nicht notwendig.
- Das Tragen von Schutzkleidung ist in der Fahrerkabine nicht erforderlich. Ansonsten gilt Obengenanntes.
Hinweis: Entsorgung der Einmal-PSA als infektiöser Müll. Siehe Kapitel Abfallentsorgung
Schutz vor Kontamination
Maßnahmen zum Schutz von Bewohnern/Patienten und Kontaktpersonen sollten bei begründetem Verdacht auf CDI sofort eingeleitet werden, ohne eine Laborbestätigung abzuwarten.
Unterbringung:
- In einem Einzelzimmer mit eigener Nasszelle, insbesondere bei Neuaufnahmen.
- Eine Kohortierung bei Bewohnern/Patienten (einschließlich zugeordnetem Personal) mit gleichem Erregertyp ist nur nach individueller Risikoabwägung in Absprache mit dem Hygienefachpersonal vorzunehmen.
- Aufhebung der Isolation frühestens 48 Stunden nach Abklingen der Symptomatik. Vor der Aufhebung der Isolierung sollte der Bewohner/Patient eine gründliche Körperwaschung durchführen, um auf der Haut anhaftende Sporen zu entfernen. Dabei ist auch eine gründliche Desinfektion des Betts und des Schutzbezugs der Matratze sowie ein Wechsel der Bettwäsche vorzunehmen.
Für geplante Krankentransporte gilt:
Einrichtung, Transportdienst:
- Beschränkung auf unbedingt notwendige Transporte.
- Zieleinrichtung/Krankentransportdienst rechtzeitig vorab (z. B. Überleitbogen) über Übertragungsweg und erforderliche Schutz- und Desinfektionsmaßnahmen – unter Wahrung der Schweigepflicht – informieren.
- Als Einzeltransport anmelden.
- Aktuelle Befunde als Kopie in verschlossenem Umschlag mitgeben.
- Entsorgung der PSA im Bewohnerzimmer.
- Anschließend hygienische Händedesinfektion mit einem VAH-gelisteten alkoholischen Händedesinfektionsmittel und danach zusätzlich gründliches Händewaschen (mind. 20 Sekunden).
Bewohner/Klient:
- saubere/frische Kleidung, ggf. frische Bettwäsche.
- Händehygiene (wenn möglich selbst, ggf. Hilfestellung) s.o.
Hinweis:
Die konkrete Umsetzung dieser Empfehlungen soll unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und unter Einbeziehung des Hygienefachpersonals ggf. in Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt erfolgen.
Für Krankentransport-/Rettungsdienstpersonal gilt:
Der Krankentransport eines Patienten mit Verdacht auf bzw. einer nachgewiesenen CDI erfordert einen Infektionstransport. Dabei ist Folgendes zu beachten:
- Idealerweise wird ein gesonderter Krankentransportwagen (KTW) ausschließlich für Infektionstransporte vorgehalten.
- Das Einsatzpersonal sollte hinsichtlich der Durchführung von Infektionstransporten geschult sein. Bei Unklarheiten Information des Desinfektors.
- Vor Antritt der Fahrt werden offen liegende Materialien in Schubladen oder Schränke gelegt und verschlossen. Entbehrliche Geräte (z. B. Vakuummatratze) werden entfernt, die Notfallkoffer und Rettungsdienstjacken ggf. im Fahrerraum keimarm gelagert.
- Während des Infektionstransportes bis zum Abschluss der Desinfektionsmaßnahmen ist das Essen, Trinken und Rauchen generell zu unterlassen.
- Ereignet sich während des Transports oder vor Beendigung der Schlussdesinfektion ein externer Notfall, so ist außerhalb des Fahrzeugs Hilfe zu leisten und ein anderes Fahrzeug zum Transport anzufordern.
- Die Zwischenscheibe zum Fahrerraum bleibt geschlossen.
- Der Beifahrer betreut während der Fahrt den Patienten.
Vor Betreten der Fahrerkabine hygienische Händedesinfektion und -reinigung durchführen. - Unmittelbar nach Transport eines symptomatischen Patienten ist eine Wischdesinfektion sämtlicher Handkontaktflächen und verwendeter Gegenstände durchzuführen. Falls Kontamination mit Fäkalien: Volldesinfektion.
- Am Ende des Transportes ist eine sorgfältige Händehygiene durchzuführen.
Therapeutische bzw. diagnostische Maßnahmen:
- Möglichst im Zimmer durchführen → Transporte gering halten!
- Wartezeiten in Praxen oder Ambulanzen vermeiden.
- Pflege-, Behandlungs-, Untersuchungsmaterial patientenbezogen verwenden und nach Nutzung wischdesinfizieren. Verwenden von Einmalinstrumenten!
- Nach Toilettenbesuch sofortige Wischdesinfektion durchführen.
Für Infizierte gilt:
- Händehygiene vor Verlassen des Zimmers und nach dem Toilettengang.
- Eingeschränkte, angemessene Teilhabe an Gemeinschaftsaktivitäten.
- Keine Benutzung von Gemeinschaftstoiletten.
Für externe Dienstleister gilt:
- Information über die notwendigen Schutz-, Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen an Dienstleiter weitergeben.
Versorgung des an einer CDI Erkrankten:
- Patientenbezogene Betreuung empfohlen.
- Möglichst wenig verschiedene Mitarbeiter einsetzen.
- Mitarbeiter des betroffenen Pflegebereichs sollten nicht in anderen Pflegebereichen eingesetzt werden.
- Minimierung der Bewohnerbewegungen (Verlegung auf andere Stationen nur nach strenger Indikationsstellung).
Hinweis: Personal, das den infektiösen Patienten betreut, darf nicht in der Essenzubereitung/-verteilung eingesetzt werden.
Für erkrankte Mitarbeiter gilt:
- Freistellung schon bei geringen gastrointestinalen Beschwerden.
- Beschäftigung darf frühestens 2 Tage nach Symptomfreiheit wieder begonnen werden.
- Aber auch, wenn die Symptome bereits verschwunden sind, kann das Bakterium noch für einige Zeit im Stuhl zu finden sein und andere Menschen infizieren → Hände- und Sanitärhygiene bzw. -desinfektion weiterführen.
- Bei Ausbruchsgeschehen mögliche Personalkohortierung (infiziertes Personal versorgt infizierte Patienten), nach Risikoabwägung.
Für Besuch gilt:
- Bei Isolierungsmaßnahmen ist das Tragen von Einmalschutzkitteln erforderlich.
- Korrekte Informationsweitergabe/Beratung.
- Einweisung in die korrekte Händedesinfektion und anschließendem Händewaschen vor Verlassen des Zimmers.
- Kein unmittelbarer Kontakt zu Personen mit geschwächtem Abwehrsystem.
Entlassung aus dem Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung:
Wer vom Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung entlassen wird (bitte Überleitbogen verwenden; erhältlich beim zuständigen Gesundheitsamt), braucht 2 Tage nach Ende der Durchfälle keine Isolierpflege mehr. Die gründliche Händehygiene nach dem Stuhlgang reicht aus. Falls der Bewohner/Patient verwirrt und/oder inkontinent ist, empfiehlt sich als zusätzliche Präventivmaßnahme ein Sicherheits-Puffer von bis zu zwei Wochen. Grund: In diesem Fall ist mit mehr Kreuzkontaminationsrisiko zu rechnen.
Desinfektionsmittel
Verwenden Sie Desinfektionsmittel mit geprüft sporizider Wirkung.
Flächendesinfektion:
- Bei Clostridioides (früher: Clostridium) difficile-Infektionen "sporizide" (VAH-gelistete) Desinfektionsmittel anwenden. Dieses Wirkungsspektrum beinhaltet auch die Inaktivierung von C. difficile.
Hinweis zur Händehygiene:
Hygienische Händedesinfektion (Basishygiene) und anschließend eine Händewaschung durchführen. Weitere Informationen siehe Kapitel Desinfektionsmaßnahmen.
- Konzentration und Einwirkzeit nach Herstellerangaben einhalten.
Sehen Sie dazu auch das Schulungsmodul "Grundlagen der Hygiene/Desinfektion"
(Wirkungsspektrum von Desinfektionsmitteln)
- Bei einem Ausbruchsgeschehen kann das Gesundheitsamt Produkte für die Desinfektion gem. IfSG § 18 anordnen. Es handelt sich dabei um RKI-gelistete Desinfektionsmittel.
Definition Ausbruchsgeschehen:
Von einem Ausbruch spricht man, wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
Weitere Informationen:
Desinfektionsmaßnahmen
Vor allem wenn es zu Verschmutzungen mit Ausscheidungen (Stuhl) kommt, müssen alle kontaminierten Flächen und Gegenstände sofort gründlich mit wirksamen Mitteln desinfiziert werden. Darüber hinaus sind folgende Desinfektionsmaßnahmen erforderlich, um eine Krankheitsübertragung zu vermeiden.
Oberstes Gebot: Händehygiene!
- Vor/nach jedem Patientenkontakt.
- Nach Kontakt mit infektiösem Material.
- Nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen und Flächen.
- Vor und nach dem Tragen von Einmalhandschuhen.
- Vor Verlassen des Zimmers/Haushalts.
- Vor der Zubereitung von Speisen/Sondenkost.
- Vor dem Verzehr von Speisen.
- Unterweisung infizierter Patienten/Bewohner/Kunden und deren Besucher in korrekter Händehygiene.
Merke: Bei sichtbarer Verschmutzung der nicht geschützten Haut erzielt das Waschen der Hände die wesentliche Reduktion der Erregersporen. Angesichts der Toleranz der Sporen gegen alkoholische Händedesinfektionsmittel wird besonders vor der Zubereitung von Speisen/Sondenkost, vor dem Verlassen des Zimmers und nach dem Toilettenbesuch neben einer hygienischen Händedesinfektion (Basishygiene) eine Händewaschung empfohlen. Dabei werden die Hände wie gewohnt zuerst desinfiziert und danach die trockenen Hände gründlich mind. 20 Sekunden gewaschen und getrocknet. Die Regeln der Händedesinfektion vor der Durchführung von Maßnahmen an (anderen) Patienten bleiben davon unberührt.
Betroffene können aber noch einige Zeit nach Abklingen der Beschwerden die Erreger mit dem Stuhl ausscheiden. Auf eine sorgfältige Händehygiene muss daher im Folgezeitraum geachtet werden.
Sorgfältige Sanitärhygiene:
- Wischdesinfektion von Toiletten, Waschbecken etc. mind. 1 x täglich, ggf. häufiger.
- In Ambulanzen nach Nutzung.
Merke: Betroffene können aber noch einige Zeit nach Abklingen der Beschwerden die Erreger mit dem Stuhl ausscheiden. Deshalb auch im Folgezeitraum auf sorgfältige Sanitärhygiene achten!
Desinfektion von (Hand-)Kontaktflächen, z. B. Tür-/Haltegriffen und patientennahen Flächen:
- Pro Schicht bzw. mind. 1 x täglich desinfizieren.
- Nach Patientenübergabe
(Rettungsdienst/Krankentransport).
Pflegeutensilien (Steckbecken, Thermometer etc.) und Geräte (Absaug-/Inhaliergeräte etc.):
- Nach jeder Benutzung/nach Patientenübergabe (Rettungsdienst) wischdesinfizieren.
- Personenbezogen verwenden.
- Nach Nutzerwechsel desinfizieren.
- Bei Kontamination sofort desinfizieren.
- Verwendung von Ohrthermometern anstelle von rektalen Thermometern.
- Desinfizierende Aufbereitung von Steckbecken und Urinflaschen in der Steckbeckenspüle.
Empfehlenswert:
Steckbecken und Urinflaschen werden im Reinigungs-Desinfektions-Gerät für menschliche Ausscheidungen gereinigt und thermisch desinfiziert. Hierbei sollte ein A0-Wert von 600 (z. B. 10 Min. / 80 °C oder 1 Min. / 90 °C) zur Anwendung kommen. Ein A0-Wert von 600 ist insbesondere dann angebracht, wenn im Steckbeckenspülgerät nicht nur Steckbecken und Urinflaschen, sondern auch Waschschüsseln aufbereitet werden.
Pflegebad:
- Nach Nutzung Desinfektion von
- Dusch- und Badewannen,
- Waschschüsseln,
- Toilettenstühlen, Hockern,
- Boden und
- Spritzbereich.
Bei Kontamination:
- Atemschutz anlegen.
- Verschmutzung entfernen mit einem mit Desinfektionsmittel getränktem Tuch.
- Fläche gezielt desinfizierend reinigen.
Fußboden im Zimmer des Bewohners/Patienten:
- 1 x täglich desinfizieren.
- Nach Kontamination sofort desinfizieren.
- Bei der Schlussdesinfektion desinfizieren.
Gemeinschaftlich genutzte Räume:
- Bei Ausbruchsgeschehen Desinfektion, z. B. von
- gemeinschaftlich genutzten Toiletten,
- Speisesälen,
- Warte- und Behandlungsräumen.
Schlussdesinfektion wann?
- Bei Entlassung/Verlegung/Tod oder
- in Bereichen, die aufgrund eines C. difficile-Ausbruches gesperrt waren, unter Berücksichtigung der Inkubationszeit nach Auftreten des letzten Krankheitsfalles.
Schlussdesinfektion wie?
- Scheuer-Wischdesinfektion der gesamten Isoliereinheit (inkl. Sanitärbereich, unreinem Arbeitsraum und Fäkalienspüle).
- Verworfen bzw. entsorgt werden
- alle offen gelagerten, sterilen Medizinprodukte (Spritzen, Kanülen, Verbandsmaterial etc.) und
- alle Verbrauchsartikel (Toilettenpapier, Einmalhandtücher etc.).
Hinweis: Es ist darauf zu achten, dass die vollständige Einwirkzeit abgewartet wird.
Reinigungsutensilien:
- Nach Gebrauch hygienisch aufbereiten.
Sehen Sie dazu auch das Schulungsmodul Flächendesinfektion - Aufbereitung von Desinfektionsutensilien
Tipp:
Von besonderem Nutzen sind dezentrale "Notfalldepots" mit Informationsmaterial, Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln zur Beherrschung von Ausbrüchen.
Weitere Informationen:
- orochemie - Anwendungsvideo: Hände richtig desinfizieren
- orochemie - Anwendungsvideo: Händedesinfektion mit der Kitteltaschenflasche
- orochemie - Anwendungsvideo: Flächendesinfektion
- orochemie - Anwendungsvideo: Alkoholische Schnelldesinfektion
- orochemie - Anwendungsvideo: Instrumentendesinfektion
- orochemie - Anwendungsvideo: Absauggerätedesinfektion
- orochemie - Anwendungsvideo: Inhaliergerätedesinfektion
Abfallentsorgung
Mit C. difficile kontaminierte Abfälle sind keine infektiösen Abfälle. Die Entsorgung von Abfällen, die mit Sekreten oder Exkreten kontaminiert sind, erfolgt nach AS (Abfallschlüssel) 18 01 04 gemäß LAGA-Richtlinie. Eine Desinfektion von Ausscheidungen ist nicht erforderlich. Bitte beachten Sie die Hygienemaßnahmen bei der Entsorgung nach Verschließen des Müllsacks.
Mit C. difficile kontaminierter Abfall:
- Sammlung unmittelbar am Ort des Anfallens in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnissen.
- Transport nur in sorgfältig verschlossenen Behältnissen (ggf. in Kombination mit Rücklaufbehältern).
- Kein Umfüllen, Sortieren oder Vorbehandeln.
- Zur Volumenverringerung ist ein Pressen des Abfalls möglich, soweit keine Flüssigkeiten austreten.
Und nicht vergessen:
- Spitze, scharfe Gegenstände in durchstichsicheren Behältern entsorgen.
- Kein Recapping.
Wäsche und Geschirr
Beim Umgang mit Leib- und Bettwäsche sowie mit Stuhl kontaminierter Wäsche von an CDI Erkrankten beachten Sie bitte Folgendes:
- Bettwäsche und Handtücher nach Verunreinigung und mindestens 1 x täglich wechseln.
- Benutzen eigener Handtücher und Waschlappen.
- Schmutzwäsche während der Dauer einer Isolierung im Patientenzimmer in geschlossenen Behältnissen (flüssigkeitsdichte Wäschesäcke) sammeln. Bei durchfeuchteten Wäschestücken Kunststoff-Übersäcke verwenden.
- Nach Abtransport der geschlossenen Wäschesäcke sofortige Händehygiene.
- Waschen der Wäsche/Textilien mit nachweislich wirksamen desinfizierenden Waschverfahren (Verfahren/Mittel entsprechend RKI-/VAH-Liste).
- Waschen der Wäsche des an CDI Erkrankten getrennt von den Wäschestücken anderer Personen.
- Für Matratzen und Kopfkissen werden wischdesinfizierbare Überzüge empfohlen/Nutzung wischdesinfizierbarer Überzüge ("Encasing").
Das Geschirr von C. difficile-Infizierten wird wie folgt aufbereitet:
- Nach Gebrauch in einem geschlossenen, gekennzeichneten Behälter zur Spülküche transportieren.
- Umgehend in die Spülmaschine einräumen und bei mind. 60 °C spülen.
Amtliche Hinweise
Wenn in einer stationären Einrichtung der Behinderten- und Altenhilfe, in einem Pflegeheim oder in Gemeinschaftseinrichtungen mehr als zwei Fälle von CDI auftreten, die in einem epidemischen Zusammenhang stehen, spricht man von einem Ausbruchsgeschehen (früher Seuchenfall). Dann …
- ... muss eine C. difficile-Infektion dem Gesundheitsamt mit klinisch schwerem Verlauf nach § 6 IfSG namentlich gemeldet werden. Was eine Infektion mit klinisch schwerem Verlauf ist, wird in den Doppelbuchstaben zu § 6 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1a Buchstabe b) IfSG definiert.
Meldepflichtig ist neben der Erkrankung auch der Tod an einer solchen Infektion. Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erhaltener Kenntnis vorliegen.
- Weiterführende Mitteilungspflichten: In Sachsen bestehen ergänzende Verordnungen.
Link zum Meldebogen der Bundesländer.
- …kann die Behörde eine Entseuchung anordnen. Dabei müssen RKI-gelistete Verfahren sowie RKI-gelistete Desinfektionsmittel eingesetzt werden.
Laut IfSG § 34 Abs. 1 dürfen Kinder unter 6 Jahren eine Gemeinschaftseinrichtung
- bei Verdacht auf bzw. Erkrankung an einer infektiösen Gastroenteritis nicht besuchen;
- frühestens 2 Tage nach Abklingen aller klinischen Symptome wieder besuchen.
Laut IfSG § 42 gilt für Personen in Lebensmittelberufen:
- Ein Tätigkeitsverbot bei Verdacht auf bzw. Erkrankung an einer infektiösen Gastroenteritis. Sollten Sie beruflich mit bestimmten Lebensmitteln zu tun haben und an ansteckendem Durchfall erkrankt sein, dürfen Sie vorübergehend nicht arbeiten.
- Wiederbeschäftigung frühestens 2 Tage nach Abklingen aller klinischen Symptome.
- In den folgenden 4 – 6 Wochen besonders sorgfältige Händehygiene.
- Bei Wiederauftreten der Symptomatik erneute Freistellung.
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