Hygiene im Rettungsdienst - Desinfektion – was man generell wissen muss!
Die Desinfektion stellt ein unverzichtbares Element in der Verhütung von Infektionskrankheiten dar. Damit jedoch bei der Desinfektion auch die gewünschte Wirkung erzielt wird, müssen Sie als Anwender genau wissen, wie Desinfektionsmittel richtig eingesetzt werden und welche Präparate wann geeignet sind.
Dieses Kapitel dient als Vorbereitung für die nachfolgende Händehygiene und Flächendesinfektion.
Die Grundregeln der Desinfektion
Die folgenden drei Regeln stellen die Grundpfeiler der Desinfektion dar:
- Nur wo ein Desinfektionsmittel hingelangt, kann es auch wirken.
- Desinfektionsmittel können nur wirken, wenn die vorgeschriebene Einwirkzeit eingehalten wird.
- Nur richtig dosierte Desinfektionsmittel können wirken. Informationen zum Dosieren von Konzentraten finden Sie hier:
- Achtung! Gebrauchsfertige Produkte nicht verdünnen.
Bitte beachten Sie:
Jedes Desinfektionsmittelkonzentrat hat seine individuell vorgeschriebene/n Anwendungskonzentration/en und damit verbundene Einwirkzeiten. Nachzulesen sind diese u. a. auf dem jeweiligen Produktetikett, in den Produktdatenblättern des Herstellers oder im diensteigenen Desinfektionsplan.
Weitere Informationen:
- Hintergrundinformationen zu den o. g. Grundregeln
- Weitere allgemeine Regeln zur Desinfektion
- Mobile Informationsangebote zur Desinfektion in der orochemie Hygiene App
- Muster-Desinfektionsplan für den Rettungsdienst
- Produktinformationen
Materialverträglichkeit von Desinfektionsmitteln
Keine hoch alkoholhaltigen (> 60%) Desinfektionsmittel einsetzen auf
- Acryl-/Plexiglas (kann trübe oder rissig werden),
- lackierten Flächen,
- Aluminium,
- beschichteten Fußböden (Flecken können entstehen, z. B. wenn alkoholhaltige Händedesinfektionsmittel auf beschichtete Böden tropfen).
Keine hoch alkalischen Präparate verwenden auf
- Linoleum,
- Aluminium.
Aldehydhaltige Desinfektionsmittel nicht langfristig auf Kunststoffen anwenden. Es kann zu gelben Verfärbungen kommen.
Achtung beim Wechsel von aldehydischen zu aminhaltigen Desinfektionsmitteln oder umgekehrt!
Die Wirkstoffe Aldehyde und Amine können chemisch miteinander reagieren und gelb- bis rotbraune Verfärbungen sowie schwer zu entfernende Verklebungen hervorrufen.
- Bei Produktwechsel die zu desinfizierende Fläche gründlich zwischenreinigen und mit Wasser nachspülen.
- Auch die Schläuche von Dosierhilfen bei Produktwechsel gründlich spülen.
Vermischen Sie keine Desinfektionspräparate mit Reinigungsmitteln. Dabei wird die Produktwirksamkeit beeinträchtigt und es können Flecken oder Schmierfilme auf der Fläche entstehen (Seifenfehler).
Ausnahme:
Reiniger dürfen nur beigemischt werden, wenn sie vom Hersteller des Desinfektionsmittels dafür ausdrücklich empfohlen werden.
Nicht vergessen!
- Achten Sie immer auf die Angaben des Herstellers bzgl. der Materialverträglichkeit des Produkts. Lesen Sie dazu stets das Etikett und die ausführliche Produktinformation.
- Unbekannte Produkte vorab an unauffälliger Stelle testen.
Wirkungsspektren von Desinfektionsmitteln
Dort finden sich Begriffe zur Wirksamkeit wie zum Beispiel:
- Bakterizid: Wirkt gegen vegetative Bakterien (z. B. Meningokokken, MRSA, Salmonellen). Vegetativ bedeutet hier lebend (im Gegensatz zu den Bakteriensporen – siehe sporizid).
- Tuberkulozid: Wirkt gegen Tuberkulose-Bakterien.
- Mykobakterizid: Wirkt gegen Mykobakterien (Mycobacterium tuberculosis - Verursacher der Tuberkulose).
- Sporizid: Wirkt gegen Sporen von Bakterien wie Clostridioides (früher: Clostridium) difficile). Sporen sind sehr widerstandsfähige Dauerformen von bestimmten Bakterienarten – ausgelöst durch Nährstoffmangel oder andere ungünstige Bedingungen. Bei der Spore kommt der Stoffwechsel zum Erliegen.
- Levurozid: Wirkt gegen Hefepilze (z. B. Candida albicans).
- Fungizid: Wirkt gegen Pilze (z. B. Schimmelpilze).
- Begrenzt viruzid: Wirkt gegen behüllte Viren (z. B. HIV, Hepatitis-B-Viren, Hepatitis-C-Viren).
- Begrenzt viruzid PLUS: Wirkt gegen behüllte Viren sowie den unbehüllten Adeno-, Noro- und Rotaviren.
- Viruzid: Wirkt gegen alle Viren, d. h. behüllte und alle unbehüllten Viren.
Grundsätzlich müssen wirksame Desinfektionsmittel gegen Bakterien, Hefen, Schimmelpilze und behüllte Viren bereit stehen. Darüber hinaus müssen auch Präparate mit Wirksamkeit gegen unbehüllte Viren (vor allem Noro- und Adenoviren) sowie bakterielle Sporen (Clostridioides (früher: Clostridium) difficile) und Mykobakterien für spezielle Infektionsfälle verfügbar sein.
Weitere Informationen:
Listungen von Desinfektionsmitteln
Das Robert Koch-Institut empfiehlt für den Einsatz im Krankentransport und Rettungsdienst Desinfektionsmittel aus folgenden Listungen:
- Für den Routinefall werden VAH-gelistete Desinfektionsmittel eingesetzt.
- Die Liste wird vom Verbund für Angewandte Hygiene herausgegeben.
- RKI-gelistete Mittel und Verfahren werden dann angewandt, wenn seitens des Unternehmers das Gesundheitsamt eingeschaltet und von dort entschieden wurde, dass aufgrund der Besonderheiten eines Einzelfalles solche Mittel zum Einsatz kommen müssen (behördlich angeordnete Maßnahmen zur Desinfektion gem. § 18 IfSG).
- Achtung: Hier sind spezielle Einsatzkonzentrationen erforderlich. Sehen Sie dazu die ausführliche Produktinformation.
Weitere Informationen:
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