Hygiene im Rettungsdienst - Händehygiene
Hände spielen eine herausragende Rolle bei der Übertragung von Infektionskrankheiten von Mensch zu Mensch: Infektionen werden in etwa 80 % der Fälle durch die Hände übertragen! Eine Vielzahl von Infektionsfällen wäre durch konsequente Händehygiene vermeidbar.
Händedesinfektion
Als wichtigste Maßnahme des Infektionsschutzes gilt die Händedesinfektion. Sie dient sowohl dem Patientenschutz als auch dem Selbstschutz der Mitarbeiter.
Eine Händewaschung mit Seife ist bei weitem nicht so effektiv wie die Händedesinfektion. Die Abklatschbilder einer gewaschenen und einer desinfizierten Hand zeigen die unterschiedliche Wirksamkeit:
Die Händedesinfektion weist mehrere Vorteile gegenüber der Händewaschung auf, z. B.:
- Bei der Händedesinfektion werden die Erreger abgetötet bzw. inaktiviert, beim Händewaschen nur abgespült.
- Es besteht keine Gefahr, dass die Erreger in die Umgebung durch Aerosole verbreitet werden können (wie beim Waschen).
- Die Händedesinfektion ist hautverträglicher als das Händewaschen.
- Hände können überall desinfiziert werden – es wird kein Waschbecken benötigt.
Wann Sie die Hände desinfizieren sollten:
- Vor Patientenkontakt.
- Bei Notfalleinsätzen ist, aufgrund des Zeitdrucks, die Händedesinfektion vor Patientenkontakt häufig schwer zu realisieren. Daher wenn möglich, die Hände schon bei Fahrtbeginn desinfizieren.
- Bei geplanten Transporten reicht die Zeit meist, die Hände kurz vor Kontakt zu desinfizieren.
- Nach Patientenkontakt, vor allem infektiösen Patienten.
- Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung.
- Nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Sekreten, Ausscheidungen, potenziell infizierten Materialien und kontaminierten Gegenständen.
- Vor dem Anziehen von Schutzhandschuhen.
- Nach dem Ablegen der benutzten Handschuhe.
- Vor der Durchführung invasiver Maßnahmen.
- Vor dem Kontakt mit Eintrittsstellen von Kathetern und Drainagen.
- Vor der Vorbereitung von Injektionen/Infusionen/Medikamenten.
- Vor Wundversorgung und Verbandwechsel.
In der Regel werden im Rettungsdienst bei Kontaminationsgefahr Handschuhe getragen. Kommt es jedoch mal vor, dass die Hände stark verschmutzt bzw. kontaminiert werden, dann gehen Sie folgendermaßen vor:
Bei großflächigen Verschmutzungen:
- Vorsichtig abspülen (z. B. mit Frischwasser aus Tetrapack-Systemen). Spritzer vermeiden.
- Hände desinfizieren.
- Gründlich waschen, wenn möglich im Krankenhaus, in der Einrichtung oder Zentrale.
- Hände erneut desinfizieren.
Weitere Informationen:
- orochemie - Anwendungsvideo:
Hände richtig desinfizieren - orochemie - Anwendungsvideo:
Händedesinfektion mit der Kitteltaschenflasche - Musterflyer Händedesinfektion
- Musterflyer Kitteltaschenflasche - Die Einhand-Methode. Beispielhaft für Rechtshänder
- Musterflyer Die 10 häufigsten Fehler bei der Händedesinfektion
- Muster-Hautschutzplan für Rettungsdienste
- Schulungsmodul Händehygiene
Händereinigung
Im Kapitel Händedesinfektion haben Sie bereits erfahren, dass das Waschen der Hände hinsichtlich der Keimreduktion weniger effektiv als die Händedesinfektion ist. Darüber hinaus wird die Haut beim Waschen stärker entfettet als bei der Händedesinfektion.
Waschen Sie daher die Hände gezielt in folgenden Situationen:
- Bei Arbeitsbeginn.
- Bei starken Verschmutzungen z. B. mit Blut, Körperflüssigkeiten. Anschließend die Hände desinfizieren.
- Bei Infektionsfällen (Durchfallerkrankungen) durch bzw. Kontamination mit Sporenbildnern wie Clostridioides (früher: Clostridium) difficile. Vor dem Waschen die Hände desinfizieren.
- Nach Toilettenbenutzung.
- Nach Arbeitsende.
Zumal Waschwasser und Waschbecken in Rettungs- und Transportfahrzeugen selten oder gar nicht vorgesehen sind, kann eine gründliche Händewaschung erst bei der Patientenübergabe im Krankenhaus, in der Einrichtung oder Zentrale erfolgen.
Zur hygienerelevanten Mindestausstattung von Einsatzfahrzeugen gehört u. a. Frischwasser, z. B. Tetrapack-Systeme, um diese notfalls zur Händewaschung nutzen zu können. Das mitgeführte Wasser muss die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllen.
Hautpflege und -schutz
Häufig stellt sich die Frage, warum Mitarbeiter ihre Hände nicht desinfizieren. Dafür gibt es zahlreiche Erklärungen, z. B.
- Zeitmangel,
- die nicht sichtbare Wirkung der Händedesinfektion.
- die nicht erkennbaren Folgen des Unterlassens einer Händedesinfektion,
- unzureichende Ausstattung mit Spendern und Kitteltaschenflaschen sowie
- unklare Anweisungen.
- Eine der häufigsten Begründungen ist jedoch die Rötung und das Brennen geschädigter Haut beim Händedesinfizieren!
Fazit:
Gesunde Haut bzw. gepflegte Hände sind wesentliche Voraussetzungen für die Einhaltung der regelmäßigen Händedesinfektion und somit des Infektionsschutzes.
Beachten Sie zum Schutz Ihrer Gesundheit stets Hautpflege und Hautschutz:
Verwenden Sie stets ein Hautschutzpräparat bei:
- Feuchtarbeiten,
- Tragen von Schutzhandschuhen und
- Kontakt mit chemischen Mitteln.
Bevor es los geht…
Sie haben nun die wesentlichen Säulen der Händehygiene kennengelernt. Bevor Sie jedoch zum Einsatz starten, gibt es noch Regeln, die Sie berücksichtigen sollten:
- Ringe (auch Eheringe!), Uhren, Schmuck (an Händen und Unterarmen) vor der Arbeit ablegen.
- Sichtbares Piercing an Händen und Unterarmen ist wie Schmuck zu betrachten und daher zu entfernen.
Hintergrund: - Erreger finden viele Verstecke darin und sind somit nicht für die Händedesinfektion erreichbar.
- Durch Ringe/Piercings können Risse in Schutzhandschuhen entstehen.
- Bei Rötung, Schwellung und Sekretion an sichtbaren und nicht sichtbaren Piercings können Erreger in die Umgebung verteilt werden.
- Fingernägel kurz halten.
Hintergrund: - Unter Nägeln besteht eine hohe Keimdichte.
- Das Areal unter kurzen Nägeln ist besser bei der Händedesinfektion erreichbar.
- Lange Nägel können Handschuhe beschädigen oder Patienten verletzen.
- Keine künstlichen Fingernägel, keinen Nagellack tragen.
Hintergrund: - Beide können Mikrorisse und Verstecke aufweisen, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind, aber optimale Brutstätten für Bakterien bilden.
- Übrigens,
Tattoos stellen kein hygienisches Risiko für Patienten dar, außer wenn das betroffene Hautareal entzündet ist.
Weitere Informationen:
- © 2024
- orochemie GmbH + Co. KG
- Max-Planck-Str. 27
- 70806 Kornwestheim
- +49 7154 1308-0