Hygiene im Rettungsdienst - Krankheitserreger
Damit Sie biologische Gefährdungen und Gefahrenquellen erkennen, zeigt Ihnen dieses Kapitel, wie Krankheitserreger übertragen werden und welche Krankheitserreger im Rettungsdienst und Krankentransport in der Regel vorkommen.
Übertragungswege von Krankheitserregern
Nur wer die Übertragungswege von Krankheitserregern kennt, kann die geeignete Schutzausrüstung und entsprechende Schutzmaßnahmen auswählen.
In den Körper aufgenommen werden Krankheitserreger über
- Mund,
- Schleimhäute,
- Atemwege,
- Wunden.
Direkt übertragen werden Erreger durch
- Hand-/Hautkontakt,
- Blut,
- Aerosol-/Tröpfchenbildung beim Niesen, Husten oder Sprechen,
- Einatmen.
Definitionen:
- Direkte Kontaktinfektion (Schmierinfektion):
Erreger können von Mensch zu Mensch durch Berührung eines infizierten Menschen und anschließende Aufnahme in den eigenen Körper übertragen werden. - Tröpfcheninfektion:
Erreger können über Tröpfchen aerogen (über die Luft) übertragen werden. Es kann zur Infektion einer Person kommen, wenn die Erreger auf die Schleimhäute der Atemwege gelangen und sich dort vermehren.
Indirekt übertragen werden Erreger über Flächen und Gegenstände wie z. B.:
- Tragen, Sitze,
- Halte-, Türgriffe,
- Gurte,
- Schalter (Licht, Lüftung),
- Geräte,
- Fieberthermometer, Stethoskop,
- Notfallkoffer.
Definitionen:
- Indirekte Kontaktinfektion (Schmierinfektion):
Krankheitserreger können durch Berührung von kontaminierten Gegenständen übertragen werden.
- Fäkal-orale Infektion:
Erreger, die mit dem Stuhl (fäkal) ausgeschieden werden, werden durch direkten oder indirekten Kontakt über die Hände in den Mund (oral) aufgenommen.
Übrigens,
Bakterien und Viren können auf Flächen Wochen oder Monate überleben und somit infektiös bleiben.
Krankheitserreger nach Infektionsrisiko (lt. BioStoffV)
Die Biostoffverordnung teilt Krankheitserreger je nach dem von ihnen ausgehenden Infektionsrisiko in vier Risikogruppen ein. Laut TRBA 250 gibt es demnach vier Schutzstufen mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen.
Im Rettungsdienst und Krankentransport sind in der Regel Krankheitserreger der Risikogruppe 2-3 relevant. Die entsprechenden Schutzmaßnahmen werden im späteren Verlauf dieses Schulungsmoduls aufgeführt.
Nicht näher eingegangen wird hier auf hoch ansteckende, lebensbedrohliche Erreger, z. B. von hämorrhagischem Fieber (Ebola, Lassa) (siehe Risikogruppe 4 lt. BioStoffV), die für speziell ausgebildetes Infekt-RTW-Personal relevant sind.
Krankheitserreger der Risikogruppe 2 sind zum Beispiel:
Name | Erregerart | Infektionskrankheit | Übertragungsweg |
Candida albicans | Hefepilz | Haut- und Schleimhautmykosen, Sepsis | Kontaktinfektion, endogene Infektion (durch körpereigene Erreger) |
Clostridioides (früher: Clostridium) difficile | Sporenbildendes Bakterium | Durchfallerkrankungen, Kolitis | Kontaktinfektion, fäkal-oral |
GRE/VRE | Bakterien mit Antibiotikaresistenz | Sepsis, Wund-, Harnwegsinfektionen etc. | Kontaktinfektion |
Influenzaviren | Behüllte Viren | Grippe | Kontakt-, Tröpfcheninfektion |
Masernviren | Behüllte Viren | Masern | Kontakt-, Tröpfcheninfektion |
Meningokokken | Gramnegative Kugelbakterien | Meningitis (Hirnhautentzündung) | Tröpfchen-, ggf. Kontaktinfektion |
MRGN inkl. ESBL-Bildner | Gramnegative Stäbchenbakterien mit Antibiotikaresistenz | Wund-, Atemwegs-, Magen-Darm- Infektionen etc. | Kontaktinfektion, ggf. Tröpfcheninfektion |
MRSA/VRSA/ORSA | Bakterien mit Antibiotikaresistenz | Wund-, Atemwegsinfektionen etc. | Kontaktinfektion, ggf. Tröpfcheninfektion |
Noroviren | Unbehüllte Viren | Magen-Darm-Infektionen | Kontaktinfektion, fäkal-oral, Tröpfcheninfektion, Lebensmittel |
Rotaviren | Unbehüllte Viren | Durchfallerkrankungen | Kontaktinfektion, fäkal-oral |
Salmonellen | Bakterien | Durchfallerkrankungen | Kontaktinfektion, fäkal-oral, Lebensmittel |
Krankheitserreger der Risikogruppe 3 bzw. 3** sind zum Beispiel:
Name | Erregerart | Infektionskrankheit | Übertragungsweg |
Affenpockenvirus | Behülltes Virus | Affenpocken | Tröpfchen-, Kontakt- bzw. Schmierinfektionn |
Coronavirus SARS-CoV-2 | Behülltes Virus | Covid-19 | Aerosole/Tröpfchen-, Kontaktinfektion |
Hepatitis-B-Viren, Hepatitis-C-Viren (3**) | Behüllte Viren | Hepatitis (Leberentzündung) | Blut, Körperflüssigkeiten |
HI-Viren (3**) | Behüllte Viren | HIV-Infektion / Erkrankung des Immunsystems durch HIV-Viren | Blut, Körperflüssigkeiten |
HI-Viren (3**) | Behüllte Viren | AIDS (nur im Vollbild mit durch Immunsuppression bedingter multipler Keimbesiedlung/Infektion!) / Erkrankung des Immunsystems durch HIV-Viren | Blut, Körperflüssigkeiten, Sekrete |
Tuberkulose-Bakterien (Mycobacterium tuberculosis) | Bakterium | Offene Lungentuberkulose | Tröpfchen-, Kontaktinfektion |
Tuberkulose-Bakterien (Mycobacterium tuberculosis) | Bakterium | Geschlossene Lungentuberkulose | Keine |
3**: Bestimmte Erreger der Risikogruppe 3 sind mit zwei Sternchen (**) versehen. Bei ihnen ist das Infektionsrisiko für Beschäftigte begrenzt, da eine Übertragung über den Luftweg normalerweise nicht erfolgen kann. Sie werden - wie auch Erreger der Risikogruppe 2 - zur Schutzstufe 2 gerechnet.
Beim „Standardeinsatz“ ist die Standardhygiene, auch Basishygiene genannt, maßgeblich. Abweichend vom „Standardeinsatz“ können bei bestimmten übertragbaren Krankheiten zusätzliche Schutzmaßnahmen, damit sind besondere Maßnahmen der Hygiene sowie des Arbeitsschutzes gemeint, erforderlich sein. Eine Abschätzung des Risikos und ein risikoangepasster Hygieneplan sind die Basis dafür, möglichen Gefahren beim Patiententransport entsprechend zu begegnen. Eine gute Hilfestellung für ein situationsangepasstes Hygienemanagement bietet das sogenannte „Ampelsystem“. Die Farbcodierung unterstützt bei der Einteilung von Infektionskrankheiten und -erregern.
Schutz- und Hygienemaßnahmen werden farblich in unterschiedliche Risikostufen eingeteilt:
Standardhygiene: Keine Infektionstransporte im klassischen Sinne. |
||
Grüne Kategorie: Infektionskrankheiten, die nur geringe Desinfektionsmaßnahmen und/oder Schutzmaßnahmen benötigen. | ||
Gelbe Kategorie: Von Standardhygiene abweichend. Infektionskrankheiten, die gehobene Desinfektionsmaßnahmen und/oder Schutzmaßnahmen benötigen. | ||
Rote Kategorie: Besondere Gefährdungssituation. Infektionskrankheiten, die sehr umfassende Desinfektionsmaßnahmen und/oder maximale Schutzmaßnahmen benötigen. |
Die Farbcodierung basiert auf der „farbcodierten Maßnahmentabelle für ausgewählte Infektionskrankheiten und –erreger“ in der „Empfehlung des Landesausschusses Rettungsdienst (LARD) in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt Niedersachsen (NLGA) zu Schutz- und Hygienemaßnahmen im Rettungsdienst“. Die Maßnahmentabelle nimmt Bezug auf die Angaben des „Rahmenhygieneplans für Rettungs- und Krankentransportdienste des Länder-Arbeitskreis zur Erstellung von Hygieneplänen nach § 36 IfSG / März 2011“.
Weitere Informationen:
- Krankheitserreger A-Z inkl. Risikogruppen nach BioStoffV, Übertragungswege und wirksame Desinfektionsmittel finden Sie hier oder in der orochemie Hygiene App.
- Umfassende Hintergrundinformationen zur Einstufung von Erregern gem. BioStoffV erhalten Sie bei Interesse im Schulungsmodul Gesundheitsschutz und Hygiene gem. TRBA 250.
- Umfassende Hintergrundinformationen zur Farbcodierung erhalten Sie bei Interesse in der Empfehlung des Landesausschusses Rettungsdienst (LARD) in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt Niedersachsen (NLGA) zu Schutz- und Hygienemaßnahmen im Rettungsdienst.
Die Unterbrechung von Infektionsketten
Damit es nicht zu Infektionen kommt, müssen die Übertragungsketten unterbrochen werden. Um Ihren gesundheitlichen Eigenschutz als Mitarbeiter und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten, müssen Schutzmaßnahmen zur Prophylaxe eingehalten werden, zum Beispiel:
- die Händehygiene, v. a. die Händedesinfektion
- die Desinfektion von Gegenständen und Flächen
- das Tragen von Schutzkleidung
- Schutzimpfungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten
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