Instrumentendesinfektion - Risikobewertung von Medizinprodukten für Vorgesetzte bzw. Verantwortliche
Übersicht
Achtung: Sie sind Vorgesetzte(r) oder Verantwortliche(r) für die Risikoeinschätzung von Medizinprodukten bzw. Instrumenten? Dann ist das Kapitel "Risikobewertung von Medizinprodukten" wichtig für Sie. Durch die Risikoeinschätzung legen Sie fest, wie die in Ihrem Tätigkeitsbereich verwendeten Instrumente künftig aufbereitet werden müssen.
Alle anderen Schulungsteilnehmer brauchen dieses Kapitel nicht zu bearbeiten.
Die Risikobewertung und Einstufung aufzubereitender Medizinprodukte ist laut Robert Koch-Institut eine der wichtigsten Maßnahmen für die sachgerechte Aufbereitung.
Gehen Sie bei der Risikobewertung in drei Schritten vor:
- Schritt 1: Einstufung der Risiken nach Art der Anwendung des Medizinprodukts (unkritisch, semikritisch, kritisch)
- Schritt 2: Einstufung nach Anforderungen an die Aufbereitung (Gruppe A, Gruppe B, Gruppe C)
- Schritt 3: Einstufung kritischer Medizinprodukte der Gruppen B und C nach Dampfsterilisierbarkeit
Sehen Sie dazu folgendes Schaubild:
Art der Anwendung
Zunächst erfolgt die Risikoeinstufung nach Art der Anwendung:
Unkritische Medizinprodukte bzw. Instrumente kommen lediglich mit intakter Haut in Berührung. Beispiele dafür sind:
- EKG-Elektrode
- Ultraschallköpfe
- Stethoskope
- Verbandschere
Semikritische Medizinprodukte bzw. Instrumente kommen mit Schleimhaut oder krankhaft veränderter Haut in Berührung. Beispiele dafür sind:
- Mundpflegeutensilien
- Klemmen und Zangen (z. B. Magill-Zange, Nagel- oder Eckenzange)
- Tubus (z. B. Guedel- oder Wendl-Tubus)
Kritische Medizinprodukte bzw. Instrumente durchdringen die Haut oder Schleimhaut, kommen in Kontakt mit Blut, inneren Geweben und Organen oder werden in der Wundbehandlung eingesetzt. Beispiele dafür sind:
- Skalpell- und Kanülenhalter
- Hautzange und -schere (z. B. aus dem Entbindungsset)
- Pinzette
- Führungsstab zur Intubation
- rotierende Instrumente (Bohrer und Fräser)
Anforderung an die Aufbereitung
Unkritische Instrumente stellen keine Anforderungen an die Aufbereitung. Sie können i. d. R. ohne besondere Vorbehandlung nach der Reinigung und Desinfektion wieder verwendet werden.
Semikritische und kritische Instrumente werden neben der Einstufung nach der Art der Anwendung auch nach den Anforderungen, die sie an die Aufbereitung stellen, eingeteilt:
Gruppe A - Medizinprodukte/Instrumente ohne besondere Anforderungen an die Aufbereitung, z. B.
- Feilen (z. B. Ziehfeile)
- Laryngoskopspatel
- Beißkeil
Gruppe B – Medizinprodukte/Instrumente mit erhöhten Anforderungen an die Aufbereitung.
Die erhöhten Anforderungen beziehen sich zum Beispiel
- auf die Reinigung:
- lange, enge Volumina
(Absaugschlauch) - nur eine Öffnung, Durchspülen ist nicht möglich
(Ambu-Beutel)
- lange, enge Volumina
- auf Anwendungs- und Funktionssicherheit:
- knickempfindliche Medizinprodukte, empfindliche Oberflächen (flexible Endoskope)
- auf die begrenzte Anzahl der Aufbereitungszyklen (laut Herstellerangabe)
Gruppe C - Medizinprodukte/Instrumente mit besonders hohen Anforderungen an die Aufbereitung.
Besonders hohe Anforderungen liegen u. a. vor, wenn
- der Erfolg der Reinigung nicht mit dem Auge inspiziert werden kann, sondern verfahrenstechnisch beurteilt werden muss.
- die Grenzen der Sterilisationsverfahren erreicht werden (thermolabile Instrumente).
Dies betrifft ausschließlich kritische Medizinprodukte. Die Aufbereitung von Kritisch C Instrumenten unterliegt einer externen Qualitätskontrolle.
Dampfsterilisierbarkeit
Zu guter Letzt wird die Einstufung bezüglich der Dampfsterilisierbarkeit vorgenommen.
Thermostabil
ist ein Medizinprodukt/Instrument, wenn es bei 134 °C dampfsterilisierbar ist. Diese Instrumente gehören der Gruppe B an.
Thermolabil
ist ein Medizinprodukt/Instrument, wenn es nicht dampfsterilisierbar ist. Diese Instrumente müssen der Gruppe C zugeordnet werden. Sie stellen immer besonders hohen Anforderungen an die Aufbereitung.
Änderung der Einstufung
Die vorgenommene Einstufung eines Medizinprodukts ändert sich, wenn es unter einem erhöhten Risiko (z. B. einer Infektion) angewendet wird.
Beispiel:
- Semikritisch A:
- Sondierinstrument
- doppeltes Nagelinstrument
- Ziehfeile, Pinzette
- Semikritisch B:
- Nagelzange, Nagelschere
- Verbandschere
- Nagelzange, Nagelschere
werden zu
- Kritisch A bzw. B bei:
- diabetischem Fuß
- lokaler Infektion
- chronische Wunde, etc
Zur Erinnerung:
Semikritisch: Instrumente, die beispielsweise mit krankhaft veränderter Haut in Berührung kommen
Kritisch: Instrumente, die die Haut durchdringen und dabei in Kontakt mit Blut, inneren Geweben oder Wunden kommen.
Nicht vergessen!
- Von der Aufbereitung ausschließen sollten Sie Instrumente, deren Aufbereitung technisch schwierig ist und die mit einem hohen Verletzungsrisiko einhergehen, z. B. Injektionskanülen.
- Einmalinstrumente sind nach Gebrauch zu entsorgen und nicht aufzubereiten.
Übrigens:
Wenn Sie neue, wiederverwendbare Instrumente anschaffen, prüfen Sie vorab, ob Sie die Anforderungen des Herstellers hinsichtlich der Aufbereitung erfüllen können.
Dazu gehören z. B.:
- Reinigung/Desinfektion
- Spülung
- Trocknung
- Sterilisation
Weitere Informationen:
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